Kirchen als Befestigungsanlagen
Kirchen, die wie Wehrburgen ausgebaut wurden, sicherten der bäuerlichen Bevölkerung einen Zufluchtsort in kriegerischen Zeiten.
Das Landschaftsbild des Tales ist geprägt durch zahlreiche Kirchen, Kapellen und Flurdenkmäler. Eine Besonderheit sind die hier noch mehrfach erhaltenen Wehrkirchen. Dabei handelt es sich um echte Kirchenburgen mit teilweise gigantischen Befestigungsanlagen.
Zur Entstehungsgeschichte der Wehrkirchen
Als in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts osmanische Truppen aus dem Osten in Kärnten einfielen, sah sich die bäuerliche Bevölkerung zur Selbsthilfe gezwungen. Ihre Höfe boten aufgrund der gängigen Baumaterialien Holz und Stroh nur wenig Schutz, denn sie gingen bei einem Angriff mit Feuerpfeilen rasch in Flammen auf. Kirchen, errichtet aus Stein, meist auch mit einem Schieferplattldach, hatten zudem durch ihre exponierte Lage auf Hügeln schon einen großen Vorteil als Verteidigungsstützpunkt. Sie wurden zu imposanten Bauensembles mit Wehrmauern inklusive Schießscharten und Wehrgängen und -türmen und teilweise auch mit Trocken- oder Wassergräben ausgestattet. So boten die Gotteshäuser einen Schutz- und Zufluchtsort in kriegerischen Zeiten.
Pfarrkirche Diex und Hochfeistriz
Die Pfarrkirche Diex ist eine der am besten erhaltenen bäuerlichen Wehranlagen Kärntens und versetzt den Besucher angesichts der ca. fünf Meter hohen Ringmauer und der imposanten Toranlage ins Staunen. In unmittelbarer Nähe liegt am Südhang der Saualpe Grafenbach. Hier findet man einen fast durchgehend erhaltenen hölzernen Wehrgang, der noch begehbar ist. Ein weiteres Beispiel bietet das Ensemble in Hochfeistritz. Die wunderschöne spätgotische Kirche ist umringt von der mächtigen Wehrmauer, die mit Wehrtürmen zusätzlich gesichert ist. In die Mauer eingebaut ist ein zweistöckiger, im Kern spätgotischer Bau, der heute als Gasthaus geführt wird. Hier kann man auch um den Kirchenschlüssel fragen.
Wallfahrtskirche Maria Waitschach
An der Wallfahrtskirche Maria Waitschach ob Hüttenberg ist die Funktion als Kirchenburg nur noch stellenweise erkennbar, zumal die ehemalige Wehrmauer weitgehend abgebrochen wurde. Dieses Gotteshaus zählt mit Maria Hilf ob Guttaring und Maria im Moos am Kirchberg zum sogenannten „Mariendreieck“, wobei letztere wahrscheinlich die erste Marienkirche Kärntens ist.
Die Kirchen des Tales, ob mit oder ohne Befestigungsmauern, sind stille Zeugen der wechselhaften Geschichte des Tales, meist an Kraftorten errichtet und eine Quelle für alle, die Ruhe und Entschleunigung suchen.